Ausstellung? „Bibliothek der Dinge“? Kreativ-Werkstatt? Alle Generationen? – Wie & Wo kommen Erzählwege zum Einsatz?
Erzählwege sind einsetzbar für und mit allen, die Freude daran haben, Bilder, Texte, Ideen und Themen mit anderen Menschen zu entdecken, zu gestalten, zu teilen und ins Gespräch zu bringen! Die Einsatzmöglichkeiten vor Ort sind je nach Rahmenmodell – fest installiert oder mobil – ganz verschieden, die inhaltlichen und kreativen Möglichkeiten für Jung und Alt nahezu unerschöpflich. Mobile Rahmen können als flexible Ausstellungsmodule für besondere Vorhaben gut zur Ausleihe an andere Institutionen im Sinne einer „Bibliothek der Dinge“ zur Verfügung gestellt werden – auch im regionalen Leihverkehr. Interessierte wenden sich dazu einfach an Ihre Bibliothek, um die Möglichkeiten vor Ort zu besprechen.
Welches Bildformat lässt sich auf Erzählwegen ausstellen?
In die Rahme, die den Bibliotheken in Schleswig-Holstein zur Verfügung stehen, passen maximal DIN A 3-Formate – mit oder ohne Laminierung. Bei den mobilen Rahmen ist eine Präsentation im Hoch- oder Querformat möglich.
Lässt sich ein Erzählweg beliebig lang gestalten?
Ein fester Erzählweg besteht bei diesem Projekt aus 16 Pulten. Umfasst die geplante Ausstellung weniger Blätter, lassen sich die freien Rahmen z.B. durch ergänzende Textblätter mit hilfreichen Sach-Informationen, Anregungen oder Aufgaben füllen (s. hierzu auch Download-Material in diesem Blog zu einzelnen Titeln). Bei den mobilen Erzählwegen besteht ein Satz aus 15 Rahmen. Hier lässt sich der Weg nach Bedarf auch kürzen oder durch weitere Rahmen verlängern. Wenn ein Erzählweg z.B. nach einer Outdoor-Aktion zurück in die Bibliothek geholt wird, können dort je nach Platz einzelne Rahmen dauerhaft stehen bleiben, in denen dann immer mal wieder das Bild ausgetauscht wird. Dann ist vielleicht nicht die ganze Bilderserie immer gleichzeitig zu sehen, aber eine Auswahl daraus nach und nach im Wechsel.
Wie wetterfest ist die Ausstattung?
Die festen Erzählwege sind für eine dauerhafte Freiluft-Nutzung gebaut. Bewusst wurde die Abdeckung nicht ganz luft- und wasserdicht konstruiert: etwas Feuchtigkeit kann eindringen, verschwindet aber auch schnell wieder. Die Leisten sind besonders witterungsbeständig ausgestattet, so dass Feuchtigkeit hier kein Problem darstellt. Durch die belüftete Bauweise wird das Beschlagen der Scheibe wirksam verhindert. Die mobilen Erzählwege können ebenfalls bei feuchter Witterung draußen zum Einsatz kommen, sind aber nicht dazu da, unbeaufsichtigt und über Nacht im Freien zu bleiben. Auch bei Sturm ist Vorsicht geboten. Bei den Inhalten ist für beide Varianten eine Laminierung der Blätter ratsam, bei nur kurzzeitigen “Schön-Wetter-Aktionen” aber nicht immer nötig.
Umwelt-Tipp: Statt Laminierung können auch wiederverwendbare Prospekthüllen in DIN A 3 glasklar (Lochrand einfach abschneiden) nach Bedarf einen schnellen Wetterschutz bieten und so für viele Serien nacheinander genutzt werden. Das reduziert den Folienverbrauch erheblich, geht schnell und kommt ohne Laminiergerät aus.
Gibt es für die mobilen Erzählwege auch höhere Ständer oder Sockel?
Da die mobilen Rahmen handlich und „schaufenstertauglich“ bleiben sollen, bestehen sie aus einem Rahmen und einem Fuß. Dadurch sind ein sicherer Stand und nötigenfalls Beschriftungsmöglichkeiten gegeben. An manchen Orten kann auf den Fuß auch verzichtet werden. Dann werden die Rahmen einfach gegen einen Baum oder eine Wand gelehnt.
Für evtl. Erhöhungen sind individuelle Lösungen zu finden. Preiswert und praktisch sind z.B. Faltkartons oder Papphocker zum Erhöhen. Besonders schön wirkt die Ausstellung, wenn im Freien einfach Stufen, Mauern, Bänke oder Baumstümpfe genutzt werden und mit den Tafeln die Umgebung gestaltet wird. In Innenräumen – z.B. in der Bibliothek – lassen sich die Rahmen gut auf Fensterbänke, Regale oder Tische frei verteilen. Ist nur wenig Platz dafür, werden die Bilder immer mal wieder ausgetauscht.
Was ist, wenn ein Teil vom mobilen Rahmen-Bausatz verloren geht?
Bei der Büchereizentrale gibt es einige Ersatzteile für den Notfall. Gummiringe lassen sich bei der Firma Werkhaus problemlos nachkaufen. Bei den mobilen Rahmen wurde besonders auf hochwertige Qualität aus nachhaltiger Holzwirtschaft und Herstellung geachtet. Dazu gehört auch ein wertschätzender Umgang mit dem Material in der Praxis. Wenn die Einzelteile nach jedem Abbau gleich wieder in die dafür vorgesehene Tasche zurückgelegt werden, bleibt alles griffbereit zusammen.
Wie viel Zeit muss ich für Auf- und Abbau der mobilen Rahmen einkalkulieren?
Hier die wichtigsten Handgriffe – auch zum Ausdrucken und mit QR-Code zum kurzen Anleitungsfilm: Erzählwege Bauanteitung V2
So, wie die Rahmen normalerweise bereits vorbereitet und sortiert in der Lieferkiste sind, dauert der Aufbau pro Rahmen mit Fuß und Beschriftungsfach nur drei Minuten. Dabei ist der Rahmen selbst i.d.R. bereits fertig zusammengebaut. Für den Bildwechsel lässt er sich an drei Seiten leicht öffnen, um das Blatt einfach auszutauschen – und fertig! Für schnelle Ausstellungen, bei denen die Rahmen einfach gegen Wände oder Bäume gelehnt werden, reicht das manchmal schon.
Ein paar mehr Handgriffe erfordert der Aufbau des Fußes mit Beschriftungsfeld:
Aber auch hier ist das Stecksystem so leicht, dass Kinder und Erwachsene dabei gern mitmachen und die Rahmen auch gut mit nach draußen tragen können. Nach Abschluss einer Ausstellung sollten die Rahmen ebenso sortiert wieder verstaut werden. Es gibt hier im Blog eine Anleitung und einen Kurzfilm dazu. Jedem Rahmen liegt außerdem eine weitere Anleitung bei, die den Aufbau zeigt, wenn der Rahmen mal komplett in alle Einzelteile zerlegt ist. Das sieht kompliziert aus – ist aber ganz einfach und schnell gemacht!
Transport-Tipp: Wer eine größere Zahl von Rahmen auf Schaufenster verteilen möchte, geht am besten mit einer kleinen Helfer-Gruppe los und trägt die leichtgewichtigen Rahmen, verteilt auf mehrere Personen, in geräumigen Taschen von Laden zu Laden. So wird nicht nur die Gestaltung, sondern auch die Verteilung zur gemeinsamen Aktion, die Spaß macht und Begegnung fördert.
Wie werden die Rahmen auf festen Erzählwegen verschlossen?
Bewährt hat sich als Verschluss eine einfache Schraube mit Nylon-Unterlegscheibe (wird mitgliefert) in der dafür vorgesehenen Bohrung in der Abdeckung. Zum Anziehen und Lösen der Schraube beim Bilderwechsel empfiehlt sich ein kleines handliches Werkzeug wie z.B. dieses: Dann nimmt der Wechsel einer kompletten Serie mit 16 Pulten nicht mehr als 30 Minuten in Anspruch.
Die Bauweise gewährt bewusst eine gewisse Durchlüftung der Rahmen, so dass eine leichte Feuchtigkeit im Innern auftreten kann, sich dort aber nicht staut und leicht wieder von allein verschwindet.
Darf ich jede Bilderbuchgeschichte öffentlich zeigen?
Für die hier vorgestellten Geschichten haben wir die Verlage bzw. Urheber um Erlaubnis gefragt bzw. Nutzungsbedingungen vereinbart. Das ist besonders dann wichtig, wenn das Buch dafür gescannt wird, um Kopien zu erstellen. Bei Kamishibai-Bildkarten kommen grundsätzlich die käuflichen Original-Bildkarten zum Einsatz. Kopien sind nicht gestattet. Auch sollte immer eine Quellenangabe erkennbar sein. Bei den mobilen Erzählwegen lassen sich Quellenangaben z.B. im Beschriftungsfach unterhalb des Bildes platzieren.
Ein Tipp: Bei besonderen Wünschen einzelner Büchereien empfiehlt sich immer eine Anfrage beim Verlag, die für begrenzte Aktionen manchmal leichter zu erwirken ist als für eine landesweite Nutzung.
Was mache ich, wenn ich Kamishibai-Bildkarten nutzen möchte – ist das ohne Text überhaupt sinnvoll?
Das kommt auf die Geschichte und die Vermittlungsform an. Manchmal helfen Textblätter mit einzelnen Abschnitten der Geschichte in den freien Rahmen zwischen oder bei kurzen Texten auch unter den Bildern beim Verständnis. Spannend kann es auch sein, zunächst mündlich in die Geschichte einzustimmen und die Kinder dann selbst entdecken zu lassen, was die Bilder erzählen. Kleine Suchspiele und Entdecker*innen-Expeditionen machen das freie Schauen und Wahrnehmen in Bewegung zu einem besonderen Erlebnis. Im Blog werden solche Möglichkeiten unter “Geschichten und Themen mit Download-Material” beschrieben und Ergänzungsblätter zum Ausdrucken angeboten. Bei individuellen Fragen zur Gestaltung von Geschichtenstunden auf Erzählwegen bieten wir in der Büchereizentrale gern Beratung und Tipps an (s. unter Kontakte)
Was sind die jeweils besonderen Chancen und Unterschiede von mobilen Erzählwegen und festen Erzählwegen in der Praxis?
Die mobilen Erzählwege erlauben vielfältige sinnliche, kreative und gestalterische Erfahrungen – und können so auch als eine Art „Makerspace“ verstanden und eingesetzt werden: kreativ Geschichten und Bilder gestalten oder Themen in Bewegung spielerisch entdecken, Rahmen selbst zusammenbauen und draußen eine Ausstellung damit arrangieren – alles das gehört dabei zu einem vielfältigen Gemeinschaftserlebnis mit Hand, Kopf und Herz. Dabei werden die Rahmen nach der Veranstaltung wieder zurück in die Bibliothek geholt, um dort komplett oder in Auswahl weiterhin einen Platz zu finden (Inhalte ggf. immer mal wieder wechseln).
Praxis-Tipp: Die mobilen Rahmen eignen sich gut auch zum Verleih an andere Institutionen. Durch die handliche Verpackung in Kisten ist der Transport einfach und das Angebot im Sinne der „Bibliothek der Dinge“ zu verstehen. Viele Schulen, Vereine, Kirchen etc. können ein solches Angebot von Leihrahmen gut für besondere Vorhaben und Ausstellungen in ihren Räumlichkeiten nutzen. Materialien teilen und verleihen bedeutet immer: Ressourcen sparen und einander unterstützen!
Auch fest installierte Erzählwege können mit einem kreativen Prozess der Bild- und Textgestaltung und einem spannenden Suchspiel verbunden werden. Gleichzeitig aber bleiben sie dauerhaft im Freien zugänglich, sind nicht zwingend mit einer Veranstaltung verbunden und erreichen so auch viele Spaziergänger*innen und Familien, die dort zufällig vorbei kommen.
Was kann ich machen, wenn ich einen Erzählweg im Freien einfach und unkompliziert mit kleinem Budget mal ausprobieren möchte?
Dann bietet sich z.B. die Nutzung von wetterfesten Klapprahmen WaterPro aus Aluminium an, die im Handel in verschiedenen Größen erhältlich sind und sich mit verschiedenen Vorrichtungen zum Stellen oder Hängen kombinieren lassen. Achtung: Bei den Klapprahmen empfiehlt es sich, die Blätter zu laminieren und die mitgelieferte Abdeckung wegzulassen, da diese zu sehr beschlägt.
Oder sehr unkompliziert: Text- und Bildkarten in die Bäume hängen wie hier:
Gedanken, die an Bäumen wehen
Eine einfache Lösung könnten auch preiswerte Plakattaschen DIN A 3 mit Metall-Ösen zum Aufhängen sein (Bezugsquellen unter dieser Bezeichnung einfach mal googeln)! Die geben den Blättern einen gewissen Wetterschutz und können auch mal über Nacht in den Bäumen oder am Zaun hängen bleiben.
Eine ähnliche Lösung wurde beim NABU Katinger Watt so umgesetzt:
Wo Bäume, Zäune o.ä. fehlen, können stabile Metallstangen aus dem Baumarkt für Baustellen-Absperrbänder, die sich überall in die Erde stecken lassen, als Aufhänger dienen. Die Bilder werden dann zwischen zwei Stangen mit Draht, Ketten oder Paketband aufgehängt.
Auch Drahtgestelle in H-Form für sogenannte Rasenschilder können eine preiswerte Lösung sein, um laminierte Blätter auf freier Fläche für eine Weile zu installieren.
Engagierte Menschen in Wittenberg haben noch eine andere preiswerte und ressourcenschonende Idee umgesetzt: Sie befestigen laminierte Text- und Bildblätter mit alten Fahrradschläuchen an Baumstämmen. Das schont die Rinde, hält Wind und Wetter für eine Weile aus und lässt sich immer mal wieder mit neuen Inhalten austauschen. Vielleicht spendiert ein Fahrradhändler sogar ausrangierte Schläuche dafür? Tolle Idee!
Und jetzt: Einfach mal was ausprobieren und mitmachen!
Was es auf Erzählwegen wo und wann zu entdecken gibt – das hängt von Menschen aller Generationen ab, die mit dieser Präsentationsform gemeinsam mit den Büchereien in Schleswig-Holstein etwas gestalten und zeigen, ins Gespräch oder Spiel bringen möchten. Ideen, Themen und Termine, die sich dabei ergeben, werden im Blog dieser Seite nach und nach vorgestellt und laufend ergänzt. Lassen Sie sich anregen – und gern veröffentlichen wir auch Ihre Ideen und Erfahrungen mit Erzählwegen hier als Inspiration für andere. Viel Spaß beim Stöbern!
Überall und immer gilt außerdem: Jeder Spaziergang kann zum Erzählweg werden. Denn Geschichten und Ideen wohnen überall. Auch dafür liefert der Blog auf dieser Seite viele Beispiele.
Diese Sammlung wird laufend erweitert und aktualisiert.
Zentrale Auskunft und Beratung: Susanne Brandt, Büchereizentrale Schleswig-Holstein, brandt@bz-sh.de