Auf Erzählwegen ins Freie

Bibliotheken befinden sich in einem ständigen Entwicklungsprozess. Was dazu gehört: eine lebendige Kultur des Erzählens, des Lesens und Entdeckens mit vielfältige Gestaltungs- und Austauschmöglichkeiten.  

Die Idee für Erzählwege wurde von der Büchereizentrale Schleswig-Holstein 2020/2021 im Austausch mit dem Runden Tisch Grüne Bibliotheken SH unter Berücksichtigung vieler Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung entfaltet und gestaltet. Impulse dazu gingen aus von internationalen Erfahrungen wie etwa mit „StoryWalk®“ in den USA .

Das für Erzählwege speziell entwickelte Ausstellungsprinzip mit flexibel nutzbaren Wechselrahmen öffnet Bibliotheken neue Möglichkeiten, um draußen wie drinnen vielfältige Themen und Geschichten gemeinsam zu entdecken, zu gestalten und mit verschiedenen Aktionen zu begleiten. Besondere Chancen liegen dabei in einer Verknüpfung von digitalen und physischen Medien- und Begegnungserfahrungen.

Erzählwege wurde als neues Projekt auf der Basis des Kernthemas www.nachhaltig-erzaehlen.de entwickelt und bleibt offen für eine lebendige Weiterentwicklung. 

Ressourcenschonend bietet es vielfältige Beteiligungs- und Kooperationsmöglichkeiten, um Bewegung, Leseförderung, Medien- und Umwelterfahrungen miteinander zu verbinden und dabei thematisch auf verschiedene Fragen der Lebens- und Zukunftsgestaltung Bezug zu nehmen. Grundlage für Bildungsangebote in diesem Bereich ist ein Pädagogisches Konzept BNE der Büchereizentrale SH

Warum Erzählwege?

Durch mobile Endgeräte und Digitalisierung sind Zugänge zu Bildern, Texten und Informationen nahezu überall gegeben. Was also ermöglichen Erzählwege anders als das, was sich individuell leicht per Smartphone oder Tablet aufrufen lässt? Und könnte man sich nicht einfach mit einem Buch in den Wald setzen?

Na klar! Dass es ganz verschiedene Möglichkeiten gibt, sich mit Medien, Themen und Geschichten im Freien zu bewegen, ist eine wichtige Erfahrung, die auf Erzählwegen in vielfältiger Weise genutzt wird. Dabei öffnen die Erzählwege Chancen, die kreative Kombinationen fördern und mit besonderen Eigenschaften erweitern, etwa im sozialen und ökologischen Bereich:

Sie laden ein zu offenen Begegnungen und Gesprächen in direkter Verbindung mit der Umwelt. Insgesamt ist das Projekt darauf angelegt, freie Zugänglichkeit zu Kultur, zu verschiedenen Text- und Bildsprachen, Kooperation und Mitgestaltung zu fördern. Kreisläufe werden nicht nur in Text und Bild thematisiert, sondern auch beim Tauschen und Teilen von Materialien und Ideen erfahrbar. Ein Kalender mit Praxisideen stellt dazu Ideen im Jahreslauf vor.

Sie bieten einen besonderen Rahmen, um z.B. die kreativen Ergebnisse eines Workshops unkompliziert im öffentlichen Raum zu präsentieren und dabei lebendige Begegnungen und Gespräche, Begleitung durch Musik und Spiel im Freien anzuregen.

Die Wahrnehmung des Menschen geschieht vielfältig und braucht Vielfalt. Es macht einen Unterschied, ob wir uns beim Entdecken bewegen und mit allen Sinnen etwas aufnehmen oder allein über den Bildschirm angesprochen werden. 

Erzählwege ermöglichen hier eine wechselseitige Verbindung von Umweltwahrnehmung mit Kunsterlebnissen, körperlichen Aktivitäten, gemeinschaftlichem Tun und individuellem Entdecken.

Von Angeboten, die schon die Allerkleinsten in Krippe und Kita ansprechen und zum eigenen Erkunden einladen bis hin zu Möglichkeiten für generationenverbindende Projekte eröffnen Erzählwege ein großes Spektrum an betrachtender wie aktiv mitgestaltender Teilhabe und regen vielfältige Kooperationen mit Vereinen und Initiativen vor Ort an.

Was gibt es auf den Wegen zu entdecken?

Die Variationen für Erzählwege zu verschiedenen Themen und Geschichten sind unerschöpflich. Erste Impulse für Ideen im Jahreslauf liefert der Kalender mit Praxisideen wie auch vielfältige Tipps im Blog: Es gibt Erzählwege, bei denen sich eine präsentierte Bilderbuchgeschichte für Familien Schritt für Schritt erschließt. Das Besondere aber liegt in der Chance, mit anderen gemeinsam kreativ etwas zu gestalten oder sich ganz individuell mit einzelnen Stationen zu beschäftigen.

Folgende Grundformen lassen sich dabei unterscheiden: 

Der kreative Weg

Hier wird zunächst in einem Workshop gemeinsam ein Erzählweg gestaltet und anschließend präsentieren. Die Gruppe erarbeitet dazu z.B. mit eigenen Kurztexten, Bildgestaltungen, Fotos, Collagen, digitalen Elementen oder auf andere Weise eine Ausstellung zu einem gemeinsam gewählten und erarbeiteten Thema: zum Beispiel „Baumzauber“, „Tanzende Steine“, „Stimmen zum Klima“, „Wie entsteht eigentlich Zukunft?“ oder Figurengedichte mit Bezug zur Umwelt.

Der geführte Weg

Hier gilt es, sich Schritt für Schritt von dem Handlungsverlauf einer Bilderbuchgeschichte führen zu lassen. Nummerierungen helfen bei der Orientierung, z.B. entlang der Geschichte „Ganz wild auf Bücher“ oder „Benno Bär“.

Gut zu wissen: Bei der Nutzung von Texten und Bildern im öffentlichen Raum sind urheberrechtliche Fragen zu berücksichtigen. Genauere Informationen dazu gibt es unter FAQ im Blog-Bereich dieser Seite.

Der flexible Weg

Hier hat jede Station ihre eigene Geschichte, beschreibt ein Märchen, eine Situation, eine Szene, ein Ereignis. Es gibt zwischen den Stationen einen inhaltlichen Zusammenhang, zugleich aber eine große Freiheit, sich diesen Schritt für Schritt in beliebiger Reihenfolge zu erschließen, z.B. „Grimms Märchenwelt“, „Erzählbilder“, „Wir haben Rechte“ oder „Hörst du die Muscheln tuscheln?“. Mit Rätseln und kleinen Aufgaben kann aus dem Entdecken ein spannendes Suchspiel werden.

Ein Projekt von:

Auskunft:

Susanne Brandt, brandt@bz-sh.de 

Änderungen vorbehalten, Projektstart ist im Frühjahr 2021 

Gefördert von: