Ob #Krautschau, Botanical Street Chalking oder Guerillabotanik – in vielen Städten der Welt sind Menschen mit offenen Augen und einem Stück Kreide in der Tasche bereits unterwegs. Sie haben einen Blick für die Artenvielfalt am Wegrand, machen mit Kreide aufmerksam auf die “Mauerblümchen” und teilen ihre Entdeckungen unter #krautschau #morethanweeds #mehralsunkraut oder ähnlichen Hashtags. Und wenn sie mal nicht wissen, was da wächst, helfen Pflanzen-Bestimmungs-Apps wie Flora Incognita. Oder einfach der Klassiker „Was blüht denn da?“. Den gibt es in nahezu jeder Bücherei zum Ausleihen. Denn die Artenvielfalt erweist sich schnell als so groß, dass auch erfahrene Pflanzenkennerinnen und -kenner schnell an die Grenzen ihres Basiswissens kommen können.

Man braucht keine besondere Ausrüstung, tut nichts dazu, streut keine neue Saat aus und legt keine Gärten an, sondern schenkt ganz einfach dem Aufmerksamkeit, was schon da ist – und als vermeintliches „Unkraut“ sonst eher mühsam bekämpft als im Vorbeigehen leichtfüßig geachtet und als etwas Lebendiges geschätzt wird.

„Begehbares Pflanzenbuch“ im Werden und Vergehen

Das geschieht keineswegs nur aus Freude am Schönen. Die Botschaft der markierten Wildpflanzen in der Stadt ist vielmehr eine Politische: Sie sensibilisiert für die Bedeutung und Verletzbarkeit der Arten. Als Nahrung und Habitate sind Pflanzen wichtig für bedrohte Insekten und andere Tiere. Wobei auch betont werden muss: Die Rettung von zarten Halmen am Straßenrand wird den Artenverlust nicht aufhalten. So naiv ist das ebenso fragile „begehbare Pflanzenbuch“, das durch Guerillabotanik am Straßenrand für kurze Zeit und im ständigen Werden und Vergehen entsteht, nicht zu lesen und zu verstehen. Die Ansätze für mehr Biodiversität sind vielmehr in der Landwirtschaft zu suchen. Eben dafür gilt es, sich zu engagieren.

Lebendiges Wachsen statt Gift und Brandgeruch

Die Aufmerksamkeit für das einsame Pflänzchen in der Stadt könnte also das Bewusstsein für die Problematik schärfen. Und nebenbei vielleicht mit dazu beitragen, dass nicht mehr so oft mit Flamme, Gift und Messer gegen das unerwünschte Kraut vorgegangen wird. Denn alles, was wir mit Namen ansprechen können, hat bessere Chancen, geachtet und geliebt zu werden.

Ein „Erzählweg im Wandel“, an dem viele mitschreiben

Apropos „begehbares Pflanzenbuch“: Die vergänglichen Kreide-Botschaften der Guerillabotanikerinnen und -botaniker lassen sich lesen als wunderbar wandelbare Erzählwege im Staub der Straßen! Und jede und jeder ist eingeladen, pflanzenkundig daran mitzuschreiben. 

Zum Weiterlesen:

https://www.greenpeace-magazin.de/leseecke/von-wegen-mauerbluemchen?fbclid=IwAR2ZJrz0fHev7rlm3Egw9Ytdj5SRYU40vAFUCdvrPyXNu5bPZ_1F0Y2nDUs

https://www.botanischerverein.de/aktuelles/1-kreideexkursion-in-hamburg

https://www.bund-naturschutz.de/aktionen/krautschau

Ein “begehbares” Pflanzenbuch am Wegrand: #Krautschau